Unter die Oberfläche tauchen: Stellen Sie offene Fragen
Wer geschlossen fragt, darf nicht mehr als ein verhaltenes ‚Ja' oder ‚Nein' erwarten. Mit offenen Fragen hingegen laden Sie Ihr Gegenüber ein, sich selbst zu reflektieren und weiterzudenken. So ermutigen ehrlich Interessierte andere, sich ausführlich mitzuteilen. Statt „Sind Sie mit Ihrer Personalentwicklung zufrieden?", finden versierte Leader heraus, was Fach- und Führungskräfte im Team tief im Inneren antreibt. Zum Beispiel so:
Wer offen fragt, lernt sein Gegenüber besser kennen. Wer aufmerksam zuhört, öffnet Türen. Und wer seine Antennen fein auf das ausrichtet, was zwischen den Zeilen schwingt, erkennt Wesentliches. Sind Vorgesetzte ganz Ohr, erfassen sie Fakten und Stimmungen. Und sie erfahren, ob Menschen aus Kraftquellen schöpfen oder unter Energieräubern leiden.
Bedenken Sie: Nur wenn die Menschen in Ihrem Team seelisch stark sind und innere Ressourcen aktivieren, lösen sie Probleme souverän. Denn Gelassenheit ist in unseren dynamischen Zeiten Gold wert. Also: Mut zu offenen Fragen. Sie helfen, brachliegende fachliche, soziale oder kreative Stärken zu entlarven. Und sie stärken das Selbstbewusstsein Ihrer Mitarbeiter und Kolleginnen.
Wenn es raucht im Gebälk: Verzichten Sie auf Warum-Fragen
Scheitern Projekte, ist es ein Muss, aus Fehlern zu lernen. Natürlich ist es erhellend, die Ursachen zu erforschen. Doch der richtige Zeitpunkt ist entscheidend. Machen Sie sich klar: Warum-Fragen stellen Menschen an den Pranger. Fragen wie „Warum ist das passiert?" oder „Wer hat das zu verantworten?" bringen nichts, solange die Hütte brennt. In Krisen und Konflikten setzen Warum-Fragen Verantwortliche unter Druck. Oft wehren sie ab, verteidigen sich oder reagieren ratlos. Das schwächt.
Tauchen Sie nach Perlen, besonders, wenn Projekte in schwieriges Fahrwasser geraten sind. Finden Sie zugeneigt heraus: „Was haben Sie schon unternommen? Wie schätzen Sie die Lage ein? Sind die Aktivitäten wirksam?". Richten Sie den Blick nach vorne und fragen Sie „Was planen Sie, um wieder Fahrt aufzunehmen?", „Welche Unterstützung brauchen Sie jetzt?", „Was erkennen Sie im Nachhinein? Und wie stellen wir sicher, dass wir alle aus dem lernen, was passiert ist?".
Daumen hoch für Coaching-Kompetenzen: Küssen Sie das Ideal wach
Gehen neue Projekte an den Start, bringen Sie aufrichtig in Erfahrung: „Welche Schritte empfehlen Sie, um das Ziel zu erreichen?". Oder Sie unterstützen gezielt und fragen „Welche Ressourcen brauchen Sie?". Gute Führungskräfte stärken ihre Angestellten, wenn Sie wissen wollen „Woran erkennen Sie, dass Sie auf dem richtigen Weg sind?", „Wie haben Sie es geschafft, in diesem Streit so ruhig zu bleiben?" oder „Stellen Sie sich vor: Sie sind Ihr eigener Coach und haben sich während der letzten drei Tage beobachtet: Welche besonderen Stärken und Kompetenzen haben Sie gesehen?". So vermitteln Sie 'Ich glaube an Sie'.
Denken Sie visionär und nehmen Sie den Zieleinlauf im Gespräch vorweg.
So etwa: „Welche neuen Perspektiven gewinnen Sie, wenn Sie den nächsten Meilenstein erreicht haben?". Stagniert der Flow, kurbeln Sie das Umdenken an und schlagen vor „Stellen Sie sich vor, Sie sprechen mit einem Mentor, den Sie sehr schätzen: Was würde Ihnen die- oder derjenige jetzt raten? Welche außergewöhnlichen Qualitäten bescheinigt sie oder er Ihnen?" Oder Sie fordern „Erinnern Sie sich an eine vergleichbare Situation, in der dieses Problem nicht bestand: Was war anders?".
Zuviel Selbstsicherheit alarmiert: Durchbrechen Sie Denkmuster
Halten Sie inne, wenn Meetings zu harmonisch verlaufen. Wenn alle einer Meinung sind, lohnt es sich dranzubleiben. Sonst droht Betriebsblindheit. Rütteln Sie wach und fragen Sie „Was müssten wir tun, um das Projekt zum Scheitern zu bringen?", „Wie schaffen Sie es, bis zum Jahresende keinen einzigen Kunden mehr zu betreuen?", „Wie gelingt es Ihnen, garantiert im Burnout zu landen?", „Was müsste ich als Ihre Vorgesetzte tun, damit Sie morgen kündigen?". So ermutigen sie Ihr Team, neu zu denken und Routinen zu durchbrechen.
Es geht darum, selbstkritisch zu bleiben, sich permanent weiterzuentwickeln und mit kreativer Distanz neue Chancen willkommen zu heißen.
Besonders bei diesen paradoxen Fragen ist es unverzichtbar, mit der Stimme und Körpersprache erkennen zu lassen, dass es sich um eine Fragetechnik handelt. Für den Fall, dass Ihr Gegenüber keine Ironie versteht, hilft es, einzuleiten mit „Ich lade Sie zu einem Experiment ein".
Welche Sternstunden der Kommunikation haben Sie bereits erlebt?
Was wünschen Sie sich von Ihren Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeitenden oder Vorgesetzten?
Ihre und Eure
Susanne Kleiner
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