"Das schlägt ein wie eine Bombe!" Hoffentlich nicht. Der Krieg in der Ukraine sensibilisiert mich. Die Zeit ist überreif dafür, eine Umgangssprache zu kultivieren, die auf einer friedlichen Haltung gründet. Zehn Redewendungen, die wir besser aus unserem Wortschatz streichen.

Vieles von dem, was ich im Alltag formuliere oder höre, ist kriegerischen Ursprungs. Ich bin sicher: Es steckt keine böse Absicht dahinter, wenn Menschen diese Redewendungen nutzen, die tief in unserer Sprachkultur verankert sind. Doch unsere Sprache manifestiert unser Denken. Halten wir inne, nutzen wir den reichen Wortschatz der deutschen Sprache und drücken mit eigenen Worten aus, was uns am Herzen liegt. Redewendungen wie diese zehn streichen wir besser aus unserem Wortschatz.

 

„Ich hab das auf dem Radar"

Eine gängige Redewendung im Business-Alltag: Deadlines, Termine, Sonderwünsche der Kunden oder Projekt-Updates? „Ich habe das auf dem Radar" heißt: „Ich habe alles unter Kontrolle" oder „Ich beobachte die Sache oder eine Person gezielt", „ich vergesse das ganz sicher nicht". Alternativ: „Ich habe das auf dem Schirm."

Ein Radar erkennt Objekte auf der Basis elektromagnetischer Wellen. Seit dem 2. Weltkrieg nutzt das Militär das Radar, um Flugzeuge zu orten.

 

„Der ist noch gut in Schuss"

Wenn etwas gut in Schuss ist, ist es voll funktionsfähig und betriebsbereit. Umgangssprachlich heißt es zum Beispiel beim Gebrauchtwagenverkauf: „Der Wagen ist noch gut in Schuss."

Das Militär pflegt Gewehre und Geschütze und schießt die Waffen ein, damit sie „gut in Schuss" sind.

 

„Das ist bombig" und „Das schlägt ein wie eine Bombe"

Ist etwas bombig, ist es toll, super, absolut bombastisch. Weder muss eine Party bombig sein noch muss ein Produktlaunch einschlagen wie eine Bombe.

Eine Bombe ist ein Sprengkörper und mit explosivem Material gefüllt.

 

"Ich steh' Gewehr bei Fuß"

"Ich steh' Gewehr bei Fuß" begegnet mir oft, wenn ich jemanden um Hilfe bitte oder zu einer Aktivität hinzurufe. 'Gewehr bei Fuß' signalisiert Einsatzbereitschaft.

Die frühen Flinten waren sogenannte Vorderlader. Deshalb stellten Soldaten ihre Gewehre ‚bei Fuß', sobald sie ihre Waffe umständlich geladen hatten. Damit signalisierten sie, dass das Gewehr ‚fertig geladen' und schussbereit war. 

 

„Ich bin heute im Einsatz"

In der Business-Welt hören wir oft: „Ich bin heute in München im Einsatz" oder „Ich bin auf der Messe im Einsatz".

Im Einsatz sind Bundeswehrsoldaten.

 

„Das war nullachtfünfzehn"

Ist oder war etwas vollkommen belanglos, beliebig und durchschnittlich, sprechen wir von „nullachtfünfzehn."

08/15 war die Nummer des luftgekühlten Maschinengewehrs 08 in der Version des Jahres 1915. Das deutsche Heer verwendete die LMG 08/15 massenhaft.

 

„Das war mein innerer Reichsparteitag"

Wer eine große Genugtuung empfindet, formuliert womöglich: „Das war mein innerer Reichsparteitag." Mit diesem Ausdruck geht Schadenfreude einher.

Der Begriff innerer Reichsparteitag geht auf die Umgangssprache aus der Zeit des Nationalsozialismus zurück.

 

"Dann ist Polen offen"

Diese Redewendung bedeutet: Jetzt kündigt sich womöglich der Worst Case an oder es kann ein unkontrollierbares Ereignis folgen. „Dann ist Polen offen" ertönt entweder als Verzweiflungsruf oder als Drohung.

Polen war eine der europäischen Großmächte. Der langsame Niedergang Polens erreichte 1795 seinen Tiefpunkt. Das Land wurde aufgelöst und zwischen Österreich, Preußen und Russland aufgeteilt. Polen war offen – und war schutzlos den Eingriffen von außen ausgeliefert. Es verschwand 123 Jahre lang von der Landkarte.


„Abmarsch ins Bett"

Der Klassiker, wenn es darum geht, Kinder ins Bett zu schicken: „Abmarsch ins Bett."

Von einem Abmarsch spricht das Militär, wenn Soldaten aus einer Gefechtsaufstellung heraus eine Kolonne bilden.

  

Fallen Ihnen noch mehr Formulierungen militärischen Ursprungs ein, auf die Sie künftig lieber verzichten?

Schreiben Sie mir. 

 

Ihre und Eure, 

Susanne Kleiner

 

 

 

 

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