Ein persönliches Wort vorab
Bei einem Waldspaziergang war das Thema für diesen Blogpost in mir wach. Ein Führungskräfte-Coaching hat nachgewirkt. Zurück im Home Office habe ich zunächst intuitiv geschrieben: mit der Hand auf das Papier. Danach Tippen und Feinschliff. Dieses intuitive Bloggen ist neu für mich. Ich habe 2021 das automatische Schreiben entdeckt und eine Workshop-Reihe initiiert: 90 Minuten live & online am letzten Freitag im Monat. Ich schreibe intuitiv, um Gedanken zu ordnen und mein "gefühltes" Wissen zu lichten. Inzwischen nutze ich diese unkomplizierte Methode auch, um fachliche Texte zu schreiben. Eine inspirierende Lektüre wünsche ich Ihnen und Euch allen.
Zweifel und überhöhte Ansprüche sind auch mir vertraut. Ich weiß, wie viel Energie es kostet, mit sich zu hadern, wenn etwas nicht flutscht. Es ist müßig. Viel entscheidender ist es, dass Sie guten Gewissens alles getan haben, was in Ihrer Macht steht und Ihren Werten entspricht. Das vergessen viele Menschen. Oder Sie haben diese Haltung nicht verinnerlicht. Deshalb schreibe ich diesen Blogpost. Es ist nun einmal wie es ist:
Wie bitte? Höre ich im Geiste manche Leser*innen raunen. „Bin ich nicht dafür verantwortlich, wie andere auf mich und das, was ich sage, reagieren? Es ist doch ein Riesenunterschied, ob ich einen erstklassigen Vortrag halte oder mit schwachen Argumenten enttäusche." Natürlich ist solcher Widerstand berechtigt. Und selbstverständlich antworte ich mit "Ja, doch. Auf jeden Fall." Denn die Qualität der Kommunikation wirkt. Und Überzeugungskraft zählt. All das, was aus Kommunikationstrainings allseits bekannt ist, wirkt:
Wer es versteht, auf den Punkt zu kommunizieren und eine emotionale und inhaltliche Brücke zu seinem Gegenüber zu schlagen, erhöht die Chance, Zustimmung zu ernten. Wer in Konflikten die andere Seite aufrichtig hört und ein ehrliches Interesse daran hat, sich in die Perspektive seines Gegenübers hineinzuversetzen, fördert Verständnis und Annährung.
Es ist ein großer Gewinn, seine kommunikativen Kompetenzen zu trainieren und weiterzuentwickeln. Und es ist wunderbar, wenn Menschen sich mit Herzblut engagieren. Die Krux ist eine andere.
Frauen und Männer hoffen auf Zustimmung, um sich sicher und entspannt zu fühlen. Bleibt das wohlwollende Kopfnicken oder Schulterklopfen aus, zweifeln sie fundamental an sich selbst. Sie sehen ihr Ansehen und ihre Beliebtheit schwinden. Sie werden unruhig, verlieren Halt, können sich selbst nicht mehr leiden. Die Spirale dreht sich weiter.
Betroffene erkennen im schlimmsten Fall in ihren Kritikern Menschen, die gegen sie sind; Gegner, die es bewusst auf sie abgesehen haben. Damit übergeben sie ihrem Gegenüber die Macht über sich und katapultieren sich in die Opferrolle.
Sie machen sich abhängig, halten sich selbst klein und wollen auf Gedeih und Verderb alle zufrieden stellen. Dieses Verhalten ist Gift für den Selbstwert und das Selbstbewusstsein. Getroffene verteidigen sich, schießen zurück oder resignieren und räumen das Feld. Sie fühlen sich wie Versager. Und das gilt oft auch dann, wenn sich nur eine einzige kritische Stimme meldet. Die Begeisterung der großen Mehrheit zählt urplötzlich nicht mehr.
Was? Wir sind nicht dafür verantwortlich, wie andere auf unser Handeln reagieren? Genau so ist es. Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Welt. Seine Sozialisation prägt. Jeder Einzelne trägt eigene Ziele und Werte in sich, die oft im Verborgenen wirken. Menschen haben Situationen erlebt, die sie verletzlich machen. Jede und jeder ist einzigartig, auch im Fühlen und Handeln.
Eine Aussage, die Sie einer Gruppe von zehn Individuen gegenüber äußern, eröffnet zehn unterschiedlichen Reaktionen die Bühne.
Eine Teamleiterin verkündet: „Am 1. Mai beginnt mein Sabbatjahr." Person A ist erleichtert: „Super, dann kann ich endlich in Ruhe arbeiten." Person B ist enttäuscht: „Sie lässt uns hängen." Person C freut sich. „Gratulation: Vorbildlich, dass sie etwas für sich tut. Das ermutigt mich, mir auch eine Auszeit zu nehmen." Also: Gestehen Sie Ihren Mitmenschen die Entscheidungsfreiheit zu, so oder so zu reagieren. Jede Person handelt so, wie es für sie richtig ist oder wie sie zu reagieren imstande ist. Das zu verstehen, befreit enorm.
Verantwortlich sind wir dafür, unsere Ziele bewusst zu setzen und unsere Absichten in aller Klarheit über mögliche Konsequenzen zu verfolgen. Wir stehen auch dafür in der Pflicht, wie wir handeln.
Das heißt auch, dass wir Konsequenzen ziehen und Verantwortung übernehmen, wenn sich die Dinge anders entwickeln als beabsichtigt.
Sie sind nicht für die Reaktion anderer verantwortlich. Doch Sie sind dafür verantwortlich, wertschätzend, wohlwollend und empathisch mit der Reaktion auf die Reaktion umzugehen. Dann greift Mitmenschlichkeit, die kein Verurteilen kennt. Das, was andere in ihrer Reaktion von sich preisgeben, verdient Akzeptanz und Respekt. Und aktives Zuhören. Das tut der Beziehung gut.
Wer gut mit sich verbunden ist, weiß um seine Bedürfnisse, Ziele und Absichten und fühlt sich wohl in seiner Haut. Diesen Zustand nenne ich: Ganz bei sich sein.
Wer ganz bei sich ist, verbindet sich aufrichtig mit anderen: in Empathie und Mitgefühl, in der Akzeptanz jedes Menschen mit allem, was ihn auszeichnet. So ist echte Verbundenheit spürbar.
Wenn wir jeden Menschen - und uns selbst - als das erkennen und anerkennen, was er ist: Ein einzigartiges Wesen mit Werten und Bedürfnissen. Verletzlich und gut so wie er ist. Wenn wir einander vorurteilsfrei und wohlwollend begegnen, gedeihen gute Beziehungen. So schaffen wir die Basis für klare und sachliche Auseinandersetzungen. Wir leben Wertschätzung und Achtung uns selbst und anderen gegenüber. Erst dann handeln wir bewusst selbstbewusst und sind innerlich frei.
Was hilft Ihnen, sich aufzurichten, wenn Sie Gegenwind spüren?
Was unterstützt dich dabei, für dich und deine Werte einzustehen? Ich freue mich über Feedback.
Ihre und Eure,
PS: Dass wir keine Verantwortung für die Reaktion des anderen tragen, habe ich in meiner Mediationsausbildung bei Angela Roethe und Simone Pöhlmann 2010|2011 in München gelernt. Ich erinnere mich gut daran, wie neu dieser Gedanke für mich damals war und bin glücklich darüber, wie sehr er mir bis heute das Leben erleichtert.
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